Invaders from Outerspace ... oder wie Midway ein Teil der Geschichte wurde

22. Juli 2009

Schicksal? Zufall? Wer weiß das schon. Seit langem waren wir auf der Suche nach einem original Space Invaders. Unser Ausstellungsmodell Space Invasion ist ein italienischer Nachbau, der nicht weniger Reize versprüht als das Original. Wer sich aber wie wir, der Pflege und Erhaltung der Videospielkultur verschrieben hat, kommt um solch ein Kleinod, wie einen original Space Invaders von Midway nicht herum. Und so sind wir schon beim Thema ... der Firma Midway. Einem Hersteller von Arcade-Automaten, welcher gerade die große Bühne der Videospielszene verlassen hat.

Ein trauriger Moment, wenn man bedenkt, dass gerade Midway eine der Säulen der goldenen Ära der Videospiele war und ohne die uns solche Klassiker wie Gun Fight, Space Invaders, Pac-Man, Tron oder Mortal Kombat verwehrt geblieben wären.

Aber fangen wir mal ganz von vorne an. Midway wurde ursprünglich 1958 gegründet und machte sich einen Namen durch Pinballs und elektromechanische Spiele. Darunter waren solche Titel wie Red Ball (1958), Bazooka (1960), Shooting Gallery (1960), Basketball (1964), Dog Fight (1968) oder gar Golden Arm (1969). 1969 wurde Midway vom Konkurrenten Bally aufgekauft. Zu dieser Zeit entstanden weitere elektromechanische Spiele wie Haunted House (1973), Stunt Pilot (1971), Chopper (1974).

Den Einstieg in die Welt der rein elektronischen Videospiele gelang Midway mit Gun Fight (1975), welches gleich zu einem großen Erfolg wurde. Dabei entwickelte Midway Gun Fight nicht selbst, sondern bewies ein gutes Händchen durch eine Kooperation mit dem japanischen Entwickler Taito. Diese Partnerschaft setzte sich mit mehreren Entwicklungen fort. Wohl eine der bekanntesten; nein, die bekannteste Entwicklung aus dem Hause Taito ist zweifelsohne Space Invaders. Wenn ein Videospiel den Arcade-Boom ausgelöst hat, dann dieses! Allein schon deshalb wird Midway in der Geschichte der Videospiele nie vergessen werden.

Weiter ging es mit anderen, nicht weniger großen Erfolgen, wie z. B. Pac-Man, welches man ebenfalls aus Japan einkaufte. Diesmal nicht von Taito, sondern von Namco. Galaxian sei hier natürlich auch genannt. Aber der größte Deal blieb Midway bereits Anfang der 70er Jahre verwehrt. Nolan Bushnell bot Midway damals sein revolutionäres Pong an; wir wissen alle ... Atari bekam den Zuschlag. Atari eine Name, der in der Historie von Midway noch eine Rolle spielen sollte, dazu aber später. Midway selbst produzierte 1972 seinen eigenen Pong-Clone "Winner".

Lasst uns aber nochmals von der goldenen Ära der Videospiele in die Zeit zurückblicken, als Midway vor einem entscheidenden Wendepunkt in seiner langen Historie stand. Gun Fight schüttelte 1975 den Staub der elektromechanischen Videospiele für Midway ab. Auch wenn dann noch das ein oder andere elektromechanische Spiel, wie z. B. Top Gun (1976) folgte, so war klar, dass die Zukunft nur noch der rein elektronischen Spiele gehörte. Gun Fight war übrigens einer der ersten Videospielautomaten mit einem Mikroprozessor.

Diese historische Phase war bei Midway auch an anderen Automaten sichtbar. Beispiel dafür ist der bisher noch nicht erwähnte Automat Sea Wolf (1976), der zuvor bereits in einer elektromechanischen Versionen unter dem Titel Sea Raider (1969) bzw. Sea Devil (1970) von Midway produziert wurde. Und nicht zu vergessen der Automat Invaders from Outerspace (1970). Wie der Titel schon andeutet, könnte man diesen elektromechanischen Automaten wohl als Vorgänger von Space Invaders bezeichnen.

Zurück zum Lauf der Geschichte. 1988 konsolidierte sich der Markt der Arcade-Automaten; Williams einer der größten Pinball Hersteller und Produzent zahlreicher und auch erfolgreicher Videospiele, wie z. B. Defender, Joust oder Robotron 2084, kaufte Bally und somit auch Midway. Später fanden viele Spiele, wie die zuvor genannten von Williams ihre "Lizenz-Endstation" bei Midway.

In den 90er Jahren entstanden dann Titel wie Mortal Kombat (1992) oder Killer Instinct (1994). Spiele, die bei der jüngeren Generation wohl ähnliche Erinnerungen wecken, wie damals ein Space Invaders oder Pac-Man; wie sich die Zeit verändert hatte. Aber auch Sportspiele, wie NBA Jam (1993) waren Teil des Erfolges von Midway.

1996 wurde abermals dazugekauft und zwar kein geringerer als Atari. Wir sprechen hier aber nicht vom Homecomputer-Konzern Atari, sondern von Atari Games. Einem Ableger, der 1984 nach dem Videopsielecrash gegründet wurde und den Bereich der Arcadespiele umfasste. Atari Games wurde damals in den Time-Warner Konzern integriert, um dann wieder 1996 an Midway verkauft zu werden. Übrigens versuchte Nolan Bushnell, der Gründer von Atari, Atari Games wieder zu kaufen, aber Midway machte wohl das bessere Angebot. Nachdem 1999 die Flipper-Produktion gestoppt wurde, entschloss man sich 2001 endgültig aus dem Arcade-Geschäft auszusteigen. Für uns Arcade-Sammler eigentlich schon das Ende der Firma.

Nachdem Midway im Februar 2009 seine Zahlungsunfähigkeit bekannt gab, dauerte es nur ein paar Monate, bis endgültig die Lichter ausgingen. Im Mai 2009 wurden dann ein paar Studios und die verbleibenden Rechte an Warner Bros. verkauft.

Was wird noch kommen? Wir wissen es nicht? Was aber war, und welch großen Einfluss Midway auf die Arcade- und Computerspiele-Industrie hatte, kann noch immer hautnah bei uns erlebt werden!

Ach, ja ... letzte Woche ... nach langer Suche, traf übrigens unser Schätzchen ein.

 

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